Eine „native Version“ einer Linux-Anwendung bedeutet ganz konkret, dass die Software speziell für das Betriebssystem Linux entwickelt wurde und direkt darauf läuft. Das Programm verwendet dabei die Bibliotheken, Systemaufrufe und Schnittstellen, die Linux bereitstellt – also beispielsweise die GNU-Bibliotheken oder andere spezifische Linux-Komponenten – und ist meist für eine oder mehrere Linux-Architekturen (z.B. x86-64, ARM) kompiliert.
Im Unterschied dazu laufen Programme, die ursprünglich beispielsweise für Windows programmiert wurden, meist nur über eine zusätzliche Kompatibilitätsschicht wie Wine oder Proton auf Linux. Die „native Version“ dagegen benötigt keine solche Zwischenschicht, sondern kommuniziert direkt mit dem Linux-Betriebssystem. Das sorgt in der Regel für mehr Stabilität, bessere Performance und eine tiefere Integration in das System (z.B. für Benachrichtigungen, Dateizugriff oder Energiesparfunktionen).
Eine native Linux-Version ist also immer die direkteste und sauberste Lösung für einen stabilen und performanten Betrieb auf einem Linux-System.
Wie verhält es sich mit Flatpaks, Snaps und AppImages in diesem Bezug?
Flatpaks, Snaps und AppImages sind sogenannte distributions-unabhängige Paketformate, mit denen Linux-Programme inklusive aller ihrer Abhängigkeiten ausgeliefert werden. Sie verfolgen das Ziel, Anwendungen unkompliziert auf möglichst vielen unterschiedlichen Linux-Systemen bereitstellen zu können. In Bezug auf „native Version“ gelten aber einige Besonderheiten:
Alle drei Formate enthalten typischerweise Linux-Anwendungen, die für Linux kompiliert wurden – es handelt sich also grundsätzlich um „native“ Linux-Programme. Sie laufen ohne Kompatibilitätsschicht wie Wine oder Proton, sondern greifen direkt auf die Linux-Systemumgebung zu.
Flatpaks und Snaps nutzen eine Sandboxing-Technologie und benötigen teils dedizierte Runtimes oder Daemons (z.B. flatpak, snapd). Das sorgt für erhöhte Sicherheit und erleichtert Updates, kann aber geringfügig Mehraufwand beim Zugriff auf Systemressourcen oder Integration verursachen, im Vergleich zu klassisch nativen Paketen direkt aus der Distribution.
AppImages benötigen keine Runtime und laufen nach Setzen des Ausführungsrechts sofort. Sie bieten am ehesten das Gefühl einer „portablen“ nativen Anwendung, haben aber weniger Sandbox-Sicherheit.
Anwendungen in Flatpak, Snap und AppImage sind in aller Regel „nativ“ für Linux – nur die Verteilung, Installation und ggf. Isolierung unterscheidet sich von klassischen Distribution-Paketen.
Titelbild: Designed by Freepik
Noch keine Reaktion