Die Stabilität von Debian GNU/Linux ist schon sprichwörtlich. Dies hat aber auch seinen Preis – neue Software- Versionen sind i.d.R. nur mit einem neuen Release von Debian erhältlich.
Um dennoch an neuere Software sowie einen aktuelleren Kernel zu gelangen, führt der Weg u.a. über die Backports. Dabei handelt es sich um ein offizielles Debian-Repository – hier portieren die Debian-Entwickler diverse Software-Pakete (u.a. auch den Kernel) von Debian Testing auf Debian Stable zurück.

Aktivierung der Backports
Um die Backports in Debian 12 zu aktivieren, muss das Repository zur Konfiguration des Paketmanagers hinzugefügt werden. Vorab wird das System auf aktuellen Stand gebracht:
sudo apt update
sudo apt upgrade
Nun binden wir die Backports ein:
sudo nano /etc/apt/sources.list
Im sich öffnenden Nano-Editor fügen Sie die folgenden beiden Zeilen am Ende der Source List ein…
deb http://deb.debian.org/debian bookworm-backports main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian bookworm-backports main contrib non-free
Theoretisch könnte man die Zeilen mit deb-src auskommentieren oder ganz weglassen…

Mit der Tastenkombination [Strg + O] speichern Sie die Änderung, bestätigen dies mit [Enter] und schließen den Nano-Editor mit [Strg + X].
Die Paketquellen aktualisiert man nun mit:
sudo apt update
Mit folgenden Befehl im Terminal:
sudo apt -t bookworm-backports upgrade
aktualisieren wir nun alle derzeit verfügbaren Pakete wie etwa Libre Office (24.2.5.2) und erhalten nach einem Neustart von Debian einen aktuelleren Kernel (6.9.7+bpo-amd64).

Nutzung von Flatpaks, AppImages
Weitere Optionen für neue Software sind Flatpaks und, oder AppImages.
Nota
Die Nutzung der Backports ist zwar unproblematisch – man entfernt sich jedoch ein Stück weit weg vom stabilen Zweig. Noch mehr betrifft das die Verwendung von Flatpaks und AppImages usw.
Rückkehr zum Stable-Kernel
Sollte es wider Erwarten zu Problemen mit dem neuen Kernel kommen, ist es auch wieder möglich zum alten Kernel zurück zu kehren.
Installieren Sie den Standard-Kernel von Debian 12 vorab erneut:
sudo apt install linux-image-6.1.0-28-amd64
Nach erfolgreicher Installation aktualisieren Sie Grub mit:
sudo update-grub
Starten Sie das System neu und wählen Sie im GRUB-Menü den Kernel 6.1.0-28-amd64 von Debian Stable.
Nach erfolgreichem Boot können Sie den neuen Kernel aus den Backports (Version: 6.12.9+bpo-amd64) entfernen:
sudo apt remove linux-image-6.12.9+bpo-amd64
Und aktualisieren abschließend Grub mit:
sudo update-grub
Starten Sie den PC neu. Der Kernel wurde zurückgesetzt auf die Stable-Version:
6.1.0-28-amd

4 Reaktionen
Moin Moin!
Wieder sehr gut und einfach erklär, danke dafür.
Mfg: evilware666
Moin,
danke für das Feedback…
Grüße
zebolon
Also ich habe das genau so am Montag Abend gemacht und alles hat bis zum Neustart funktioniert. Aber dann ist die ältere Kiste mit dem neuen Linux Kernel hängen geblieben.
OK ich kann über Grub jetzt noch den alten Kernel starten, aber leider ist der gewünschte Erfolg ausgeblieben. Also sollte man bei 8 Jahre alter Hardware vorsichtig damit sein.
Hallo @StephanR,
es kann natürlich mal vorkommen, dass es Probleme mit dem Backports-Kernel gibt. Bislang hatte ich meist die umgekehrte Variante – also mit älteren Kernel.
Ich habe meinen Beitrag nun insoweit ergänzt, wieder auf den Stable-Kernel von Debian 12 zu wechseln.
Solche Eingriffe ins System sollte immer ein System-Backup einhergehen…
Grüße
zebolon