Mit Version 6 der KDE-Oberfläche – bestehend aus Plasma 6, Frameworks 6 und KDE Gear 24.02 – hat das KDE-Projekt ein neues Release der beliebten Desktop-Umgebung freigegeben.
Es löst Plasma 5 ab, das 2014 erschien und aktuell bei Plasma 5.27.10 steht. Das Anwendungs-Framework Qt in Version 6 dient als neue Grundlage. Eine der wichtigsten Neuerungen besteht aus der Verwendung vollkommen neuer Bibliotheken sowie die standardmäßige Nutzung des Displayserver-Protokolls Wayland, das X11 größtenteils ablösen soll. Programme, die X11 als Voraussetzung haben, kommt Xwayland zum Einsatz, das sozusagen als Vermittler agiert.
Neuigkeiten in Plasma 6
KDE Plasma bietet von jeher umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten. Es gibt fast nichts, was Sie beim Layout sowie dem Verhalten nicht verändern und dem eigenen Wünschen individuell anpassen können.
Die Funktion des Tiling ermöglicht es, geöffnete Programmfenster so zu arrangieren, dass sie sich nicht überlappen. Ein Konzept das auch MacOS und Windows verwenden. Bewegt man ein Fenster mit der Maus an eine bestimmte Position, wird der Monitor geteilt – so können Sie etwa den Browser zur Recherche und eine Textverarbeitung nebeneinander anordnen. Das Tiling-Layout lässt sich frei wählen. Zu den Optionen gelangen Sie mit der Tastenkombination [Windowstaste] + [T].
Schwebende Fenster
Eine kleine Neuerung – schwebende kleine Fenster – die nach einem Klick auf ein Symbol im Systemabschnitt der Kontrollleiste sichtbar werden, z. B. nach einem Klick auf das Lautstärke-Symbol.
Floating Panel
Eine nicht ganz neue Funktion bietet das sogenannte Floating Panel. Die Startleiste scheint über der Arbeitsfläche zu schweben. Optional war dies seit geraumer Zeit auch in Plasma 5.27.x möglich – jetzt ist es standardmäßig voreingestellt.
Hintergrundbild
Eine weitere Neuigkeit ist die Integration der Auswahl von Wallpaper für den Desktop in den Systemeinstellungen.
Doppelklick per default
Endlich voreingestellt: Priorisierung des Doppelklicks anstelle von Einfachklick zum Öffnen von Dateien, Verzeichnissen und Programmen.
Ebenso unsinnig und leider immer noch Standard – der hüpfende Cursor.
So stellen Sie das Unding ab…
Nachtlicht-Modus
Der Bauchlichtfilter für das System lässt sich nun über die Systemeinstellungen komfortabel automatisch in Abhängigkeit der jeweiligen Tageszeit sowie der Übergangsperioden konfigurieren. Eine Zeitleiste zeigt jetzt übersichtlich den gewählten Modus.
Krunner
Nicht neu aber immer noch sehr gut: Krunner. Wie der Name vermuten lässt, war diese Programm ursprünglich zum Starten von Anwendungen per Tasteneingabe entwickelt. Mit Hilfe einer ganzen Reihe von Plugins stehen vielmehr Funktionen bereit: Lokale Suchmaschine mit ordentlicher Leistung, Taschenrechner, Umrechnung von Wechselkursen u.v.m.
Aufrufen lässt sich Krunner mit der Tastenkombi [Alt] + [Leertaste].
Bugs und andere Ärgernisse
Wie bei jedem großen Release lassen sich auch bei KDE Plasma 6 nach der Veröffentlichung Fehler wohl nicht ganz verhindern.
Ein großes Ärgernis nach wie vor unter KDE…
Bei der Ersteinrichtung von Themes, Icons, Cursor usw. hagelt es nur so von Fehlermeldungen.
Ein kleines Geduldsspiel – nicht Distributionsabhängig. Es zeigte sich sowohl unter Arch Linux, EndeavourOS, openSUSE Tumbleweed und Solus – das mittlerweile ebenfalls ein Upgrade auf Version 6 erfuhr…
Kleinere Fehler auch unter Dolphin – einige Schaltflächen – distributionsabhängig – ohne Funktion…
Der Anmeldebildschirm (SDDM) lässt sich zwar auswählen, neue Designs herunterladen – ein Klick auf Anwenden bleibt jedoch wirkungslos. Außerhalb des Standard-Layout wird eine hässliche Bildschirm-Tastatur eingeblendet mit fehlerhafter Darstellung…
Ein optionaler Wechsel zu X11 brachte keine Änderung.
Das größte Ärgernis für mich: Die Einbindung des Nextcloud-Clients funktionierte in den von mir getesteten Distributionen lediglich unter Solus Plasma 6 zufriedenstellend.
Bei den anderen konnte zum Teil nur ein Account überhaupt konfiguriert werden, der Autostart funktionierte teilweise nicht ordentlich.
Fazit
Unter KDE Plasma 6 gibt es zahlreiche kleine und auch größere Detailänderungen. Bis alles fehlerfrei funktioniert wird es wohl noch etwas dauern und das war vorhersehbar.
Von den von mir getesteten Distributionen liegt Solus Plasma 6 klar vorne und ist für mich schon heute produktiv verwendbar.
9
2 Reaktionen
Danke für‘s vorstellen von Plasma 6. @zebolon.
Irgendwie hat das alles einen Faden Beigeschmack für mich. Ich dachte immer nur Windows User sind Versuchskarnickel, wenn $MS mal wieder ein neues Windows raushaut, das nur so vor Fehlern strotzt. Scheint bei Linux nun auch so zu werden. Erst mal raushauen, auch wenn nur halbfertig. Kopfschüttel….
Und so ganz nebenbei: Die vorgestellten Verbesserungen hauen mich jetzt ehrlich gesagt nicht vom Hocker.
Hallo @Zaniah,
nun meine Vorstellung hat nicht den Anspruch vollständig zu sein…
Die Beschreibung zeigt die von mir festgestellten augenscheinlichen Gegebenheiten. Im Großen und Ganzen ist Plasma 6 gelungen. Einige Ärgernisse sind schon aus Plasma 5 bekannt.
Ich verwende u. a. Solus (Plasma 6). Bis auf wenige Kleinigkeiten bin ich zufrieden damit und verwende es auch weiterhin produktiv.
Die Umstellung von QT5 auf QT6 usw. ist natürlich ein Meilenstein für KDE. Für unausgereift halte ich das nicht. Für ein so umfangreiches neues Release ist das durchaus „normal“. Die von mir getesteten Distros waren durchwegs stabil.
Bis Plasma 6 in Debian einzieht, sind diese „Kinderkrankheiten“ wohl längst ausgemerzt.
Ein sofortiger Wechsel – außerhalb von Rolling Release – ist zudem auch kein Thema.
Der Vergleich zu neuen Windows-Versionen hinkt etwas, das sehe ich aus verschiedenen Gründen nicht so.