NTFSPlus (oder auch NTFSPLUS geschrieben) ist kein neues Dateisystem, sondern ein neuer Kernel-Treiber, der das Windows-Dateisystem NTFS unter Linux schneller und zuverlässiger nutzbar machen soll. Er zielt darauf ab, den bisherigen Kernel-Treiber ntfs3 und ältere Lösungen perspektivisch abzulösen.

Entwickelt wird NTFSPlus von Namjae Jeon, der bereits den exFAT-Treiber und den Kernel-SMB3-Server (KSMB3) maßgeblich umgesetzt hat. Diese Erfahrung mit Dateisystem- und Netzwerk-Code im Kernel ist ein wichtiger Vertrauensfaktor für die Linux-Community.

Warum braucht Linux einen neuen NTFS-Treiber?

Die NTFS-Unterstützung unter Linux war lange Zeit ein Problemfeld.

Historisch gab es drei Hauptwege:

– Den sehr alten Kernel-Treiber „NTFS Classic“, der nur sicher lesen konnte und für Schreibzugriffe nie wirklich ausgereift war.

– ntfs-3g, einen FUSE-Treiber im Userspace, mit ordentlicher Zuverlässigkeit, aber spürbarer Performance-Einbuße, besonders bei vielen kleinen Zugriffen.

– ntfs3 – seit Linux 5.15 im Kernel, ursprünglich von Paragon entwickelt, deutlich schneller, aber mit begrenzter Pflege und bekannten Stabilitäts-Problemen.

Gerade ntfs3 steht in der Kritik…

Es gibt Berichte über Bugs bis hin zu möglicher Datenkorruption, und die Wartung gilt als unzureichend. Viele Distributionen liefern deshalb weiterhin lieber ntfs-3g aus, obwohl dieser spürbar langsamer ist.

Technische Grundlagen von NTFSPlus

NTFSPlus baut bewusst auf dem Code des alten, nur lesbaren NTFS-Kernel-Treibers auf, weil dieser deutlich übersichtlicher ist als der ntfs3-Code. Auf dieser Basis wurde vollständige Schreibunterstützung ergänzt und der Code an moderne Kernel-Infrastruktur angepasst.

Wesentliche technische Merkmale sind:

– Nutzung von iomap und Folios zur effizienteren Speicher- und I/O-Verwaltung.

– Verzicht auf den veralteten „Buffer Head“-Code, was besser zu aktuellen Kernel-Trends passt.

– Geplante vollständige Journaling-Unterstützung, um die teils unvollständige Journal-Behandlung in ntfs3 zu ersetzen.

Performance und Stabilität

Einer der größten Pluspunkte von NTFSPlus sind die gemessenen Leistungsdaten.

In Benchmarks zeigt der Treiber:

– Etwa 3–5% mehr Schreibdurchsatz im Single-Thread-Betrieb im Vergleich zu ntfs3.

– Zwischen rund 35% und 110% höhere Performance bei Multi-Thread-Schreibtests.

Auch die Mount-Zeiten verbessern sich deutlich: Eine 4-TB-NTFS-Partition lässt sich mit NTFSPlus in unter einer Sekunde einhängen, während ntfs3 dafür über vier Sekunden benötigt. Darüber hinaus besteht NTFSPlus deutlich mehr Tests der xfstests-Suite (287 gegenüber 218 bei ntfs3), was ein Hinweis auf robusteren Umgang mit verschiedenen Workloads ist.

Damit zielt NTFSPlus nicht nur auf „etwas schneller“, sondern auf eine Kombination aus klarer Performance-Steigerung und spürbar besserer Zuverlässigkeit. Gerade für Desktop- und Server-Systeme mit vielen parallelen Zugriffen ist das relevant.

Entwicklung und Kernel-Integration

Aktuell befindet sich NTFSPlus noch im Vorschlags- und Review-Prozess für den Linux-Mainline-Kernel. Dateisystem-Treiber werden traditionell sehr gründlich geprüft, weshalb mit mehreren Kernel-Zyklen gerechnet wird, bevor eine Aufnahme möglich ist.

Ob und wann NTFSPlus offiziell in den Kernel einzieht, entscheiden die zuständigen Maintainer nach Code-Review, Tests und ggf. Überarbeitungen. Erst nach erfolgreicher Integration können Distributionen den Treiber standardmäßig aktivieren oder ntfs3 damit ersetzen.

Was bedeutet NTFSPlus für Alltag und Praxis?

Für Anwenderinnen und Anwender ist NTFSPlus vor allem dann interessant, wenn:

Linux und Windows im Dual-Boot laufen und auf gemeinsame NTFS-Datenpartitionen zugreifen.

– Externe USB-Platten oder SSDs mit NTFS formatiert sind und unter Linux performant und sicher genutzt werden sollen.

In solchen Szenarien verspricht NTFSPlus:

– Schnelleren Zugriff auf große Volumes und viele Dateien.

– Weniger Risiko von Dateisystemfehlern oder Korruption, insbesondere unter Last.

– Bessere Administrierbarkeit durch Prüf- und Reparaturwerkzeuge.

Wer hingegen ausschließlich Linux-Dateisysteme wie ext4, btrfs oder XFS verwendet, profitiert eher indirekt – etwa, wenn gelegentlich NTFS-Sticks ausgetauscht werden. Für reine Linux-Setups bleibt NTFSPlus ein nützliches Extra, aber kein Muss.

Ausblick: Wohin geht die Reise?

Die Chancen für NTFSPlus stehen vergleichsweise gut, weil:

– Der aktuelle Zustand von ntfs3 unbefriedigend ist und Distributoren teilweise auf den langsameren ntfs-3g zurückfallen.

– Der verantwortliche Entwickler in der Kernel-Community etabliert ist und bereits andere wichtige Dateisystem-Komponenten betreut.

Dennoch ist der Zeitplan offen: Zunächst muss der Code weiter gereift, geprüft und an Feedback angepasst werden. Für Nutzerinnen und Nutzer bedeutet das: In den nächsten Kernel-Generationen könnte NTFSPlus Schritt für Schritt in moderne Distributionen einziehen und NTFS-Unterstützung unter Linux auf ein neues Niveau heben.

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