Mit Solus 4.8 meldet sich eine der spannendsten Desktop‑Distributionen eindrucksvoll zurück und nutzt die Gelegenheit für einen großen technologischen Sprung. Der Codename „Opportunity“ ist Programm: Unter der Haube wurde kräftig aufgeräumt, damit Solus in den nächsten Jahren schneller, moderner und besser wartbar bleibt.
Polaris-Repository, Kernel und systemd
Mit 4.8 wechselt Solus vollständig auf das neue Polaris-Paketrepository und schließt damit auch den seit Langem vorbereiteten /usr-Merge ab. Diese Umstellung erlaubt es, Altlasten zu entfernen, das Systemlayout zu vereinheitlichen und künftig größere Updates reibungsloser auszurollen.
Unter der Haube läuft jetzt ein aktueller Linux‑Kernel der 6.17‑Reihe, optional ergänzt durch einen LTS‑Kernel für konservativere Setups. Dazu kommt ein modernisiertes systemd (Version 257.x), inklusive aktivierter Komponenten wie homed und userdb, was langfristig neue Möglichkeiten im Benutzer‑ und Sitzungsmanagement eröffnet.

Abschied von Python 2 – Solus Software Center
Ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft: Python 2 ist in Solus 4.8 endgültig Geschichte, sämtliche Werkzeuge und Infrastruktur setzen jetzt auf Python 3. Damit reduziert das Projekt Wartungsaufwand und Sicherheitsrisiken und kann sich stärker auf aktuelle Technologien konzentrieren.
Im gleichen Zug verabschiedet sich Solus vom eigenen „Solus Software Center“. Stattdessen kommen nun je nach Edition GNOME Software oder KDE Discover zum Einsatz, was die Pflege vereinfacht und direkten Zugriff auf moderne Update‑ und App‑Workflows bietet.
Polierter Start: Plymouth und Offline-Updates
Neu ist auch, dass Plymouth standardmäßig aktiv ist und den Bootvorgang mit einer einheitlichen grafischen Oberfläche begleitet. Das ist nicht nur Kosmetik: In Verbindung mit GNOME Software und Discover ermöglicht Plymouth saubere Offline‑Updates, bei denen Pakete im laufenden Betrieb geladen und erst beim Neustart installiert werden.
Dadurch sinkt das Risiko von Problemen während der Aktualisierung, weil der eigentliche Installationsvorgang in einer kontrollierten Umgebung beim Systemstart abläuft. Gleichzeitig wirkt das gesamte Update‑Erlebnis deutlich konsistenter und moderner.
Aktualisierte Standardsoftware
Alle Editionen liefern deutlich modernisierte Kernanwendungen aus, darunter aktuelle Versionen von Firefox, LibreOffice und Thunderbird. Auch der Grafik‑Stack rund um Mesa wurde erneuert, was insbesondere für Spielerinnen und Nutzer mit neuer Hardware spürbare Vorteile bringen kann.
Diese Paketbasis legt den Grundstein dafür, dass Solus sich wieder als frische, rolling‑nahe Desktop‑Distribution positioniert, ohne den Fokus auf Stabilität zu verlieren.
Budgie-Edition: Feinschliff und neues Theme
Die Budgie‑Edition liefert Budgie Desktop 10.9.x aus und aktualisiert alle Applets auf moderne Bibliotheken wie libpeas 2 und girepository 2.0, ohne auf die Unterstützung für Python‑Applets zu verzichten. Als neuer Standard tritt das Theme „Pocillo Dark“ an, das Budgie ein konsistentes, dunkles Erscheinungsbild verpasst.
Zusammen mit überarbeiteten Standardanwendungen wie neuem PDF‑Viewer, Terminal und Medienplayer wirkt die Budgie‑Ausgabe in 4.8 wie aus einem Guss und bleibt klar die „Signature‑Edition“ von Solus.
GNOME-Edition: Moderner Desktop ohne X11
Die GNOME‑Variante setzt auf eine aktuelle GNOME‑Version der 4x‑Reihe mit vielen Detailverbesserungen wie Akzentfarben, optimierter Barrierefreiheit und flotterem GNOME Software. Die Edition verzichtet standardmäßig auf eine X11‑Sitzung und setzt konsequent auf Wayland, was künftige Grafik‑Features und bessere Sicherheit ermöglicht.
Neue Standardanwendungen wie der PDF‑Viewer „Papers“, die Audio‑App „Decibel“ und das Terminal „Ptyxis“ runden das Erlebnis ab und bringen eine stimmige, kuratierte App‑Auswahl auf den Desktop.
Plasma-Edition: KDE Frameworks 6 und Plasma 6
Auf KDE‑Seite liefert Solus 4.8 eine topaktuelle Kombination aus KDE Frameworks 6.19, Plasma 6.5.x und KDE Gear 25.08.x. Auch hier entfällt die klassische X11‑Sitzung, wodurch sich die Edition klar in Richtung Wayland‑Zukunft positioniert.
Zu den spürbaren Verbesserungen gehören automatische Theme‑Übergänge, ein leistungsfähigerer KRunner, abgerundete Fensterecken und Performance‑Optimierungen in Discover. Damit wird Plasma auf Solus zu einer attraktiven Option für alle, die ein hochgradig anpassbares, aber modernes Desktop‑Erlebnis suchen.
Xfce wird „First-Class“-Edition
Die Xfce-Variante ist mit 4.8 nicht mehr experimentell, sondern gleichberechtigt neben Budgie, GNOME und Plasma verfügbar.
Zielgruppe sind Nutzer, die einen klassischen, sehr schnellen und ressourcen-schonenden Desktop mit hoher Stabilität bevorzugen.
Fazit – Ein Neustart mit Rückenwind
Solus 4.8 „Opportunity“ ist weit mehr als nur ein ISO‑Refresh – es ist ein technischer Neustart, der alte Zöpfe abschneidet und die Distribution auf ein zeitgemäßes Fundament stellt. Wer eine fokussierte Desktop‑Distribution mit aktuellen Desktops, klaren Design-Entscheidungen und einer gepflegten Paketbasis sucht, sollte diesem Release definitiv eine Chance geben.

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