Mit der Veröffentlichung von Debian 13 „Trixie“ steht die Linux-Community vor einigen spannenden Neuerungen. Eine der wichtigsten und relevantesten Änderungen betrifft das Handling der APT-Paketquellen: Das Deb822-Format wird eingeführt und mittelfristig das bisherige klassische .list-Format ablösen. Doch was bedeutet das konkret? Wie funktioniert das neue Format, und was solltest du bei der Umstellung beachten?
In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige rund um Deb822 und weitere relevante Änderungen in Debian 13.
Was ist Deb822?
Deb822 ist ein strukturiertes Dateiformat, das ursprünglich für die Verwaltung von Debian-Paketen entwickelt wurde. Es basiert auf dem Prinzip von Schlüssel-Wert-Paaren und ist damit deutlich übersichtlicher und flexibler als das bisherige, zeilenbasierte .list-Format für Paketquellen. Mit Debian 13 wird dieses Format nun auch für die Verwaltung der APT-Quellen eingeführt.
Beispiel: Klassisches .list-Format

Beispiel: Deb822-Format

Warum stellt Debian auf Deb822 um?
Die klassische .list-Syntax ist zwar einfach, aber in manchen Szenarien unflexibel und fehleranfällig.
Das Deb822-Format bietet wesentliche Vorteile:
Bessere Übersichtlichkeit:
Durch Schlüssel-Wert-Paare sind Einträge klar strukturiert.
Mehr Flexibilität:
Es können mehrere URIs, Suites oder Komponenten in einer Datei definiert werden.
Erweiterte Sicherheitsfunktionen:
Die Verwaltung von GPG-Schlüsseln für Repositories wird vereinfacht und ist
explizit pro Quelle möglich.
Zukunftssicherheit:
Das neue Format ist besser für komplexe Paketquellen und zukünftige Erweiterungen geeignet.
Was ändert sich konkret mit Debian 13?
Neue Speicherorte und Dateinamen:
Die klassischen .list-Dateien unter /etc/apt/sources.list und /etc/apt/sources.list.d/ werden durch .sources-Dateien im Deb822-Format ergänzt.
Die neuen Dateien liegen weiterhin unter /etc/apt/sources.list.d/, aber mit der Endung .sources.
Koexistenz beider Formate (Übergangsphase):
Während der Übergangszeit können beide Formate parallel genutzt werden.
Wichtig: Eine Paketquelle darf nicht gleichzeitig in beiden Formaten (außer auskommentiert) eingetragen sein, sonst gibt es Warnungen oder Fehler bei apt update.
APT-Hinweise und Warnungen:
Bereits jetzt weist APT beim Update darauf hin, dass die Migration auf das Deb822-Format empfohlen wird.
Fehlende oder falsch hinterlegte GPG-Schlüssel werden deutlicher als bisher gemeldet.
Neue Features in Deb822:
Mehrere Quellen in einer Datei: Du kannst verschiedene Quellen in einer einzigen
.sources-Datei definieren.
Explizite Schlüsselverwaltung: Über das Feld Signed-By lässt sich der verwendete GPG-Schlüssel pro Quelle festlegen.
Mehrere URIs und Suites: Praktisch für Mirror-Setups oder Multi-Release-Umgebungen.
Wie stellt man die Paketquellen auf Deb822 um?
Vorab – es besteht derzeit noch kein Handlungsbedarf. Die nachfolgend beschriebene Anleitung ist rein informativ.
Step 1: Bestehende Quellen identifizieren
Schau nach, welche Quellen du aktuell in /etc/apt/sources.list und /etc/apt/sources.list.d/ verwendest.
Step 2: Neue .sources-Datei anlegen
Erstelle eine Datei wie /etc/apt/sources.list.d/debian.sources mit folgendem Inhalt (angepasst auf deine Bedürfnisse):
Types: deb
URIs: https://deb.debian.org/debian
Suites: trixie
Components: main contrib non-free non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Step 3: Alte Einträge entfernen oder auskommentieren
Entferne die entsprechenden Zeilen aus den .list-Dateien oder kommentiere sie aus, um doppelte Einträge zu vermeiden.
Step 4: apt update ausführen und prüfen
Starte ein:
sudo apt update
und prüfe, ob alles korrekt erkannt wird und keine Warnungen erscheinen.
Wichtige Hinweise zur Umstellung
Noch nicht zwingend:
Die Umstellung ist mit Debian 13 noch nicht verpflichtend, wird aber mit APT 3.0 zum Standard.
Kompatibilität von Tools:
Manche grafische Tools (wie Synaptic oder Software-Center) sind eventuell noch nicht 100% kompatibel mit dem neuen Format.
Prüfe dies vor der Umstellung, wenn du solche Tools nutzt.
Backups:
Vor größeren Änderungen an den Paketquellen empfiehlt sich immer ein Backup der bestehenden Konfiguration.
Weitere relevante Änderungen in Debian 13
Neben Deb822 bringt Debian 13 noch viele weitere interessante Neuerungen:
Offizieller Support für riscv64:
Debian unterstützt erstmals offiziell die RISC-V-Architektur.
Aktualisierte Desktop-Umgebungen:
GNOME 48, KDE Plasma 6.3.5 und weitere aktuelle Desktop-Umgebungen sind enthalten.
Entfernte Architekturen:
Für armel und i386 werden keine neuen Installer mehr bereitgestellt.
Verbesserungen beim Installer:
Der Debian-Installer wurde überarbeitet und unterstützt nun auch neue Partitionierungsoptionen.
Paketupdates:
Wie gewohnt gibt es aktualisierte Softwarepakete und Sicherheitsupdates.
Fazit
Die Umstellung auf das Deb822-Format ist ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit von Debian. Sie bringt mehr Übersicht, Flexibilität und Sicherheit bei der Verwaltung von Paketquellen. Wer jetzt schon auf Debian 13 oder Ubuntu 24.04 setzt, sollte sich mit dem neuen Format vertraut machen und die eigenen Paketquellen mittelfristig umstellen.
So bleibt das System sicher, aktuell und bereit für kommende Entwicklungen.
Hinweis:
Die offiziellen Debian Release Notes bieten stets die aktuellsten Informationen und Anleitungen zur Migration.
Anmerkung
Für User von Debian 12 besteht derzeit kein Handlungsbedarf.
Das neue Major Release für Debian ist für kommenden Sommer 2025 zu erwarten – ein genaues Datum steht noch nicht fest.
Titelbild: Designed by Freepik
2 Reaktionen
So wie ich das jetzt sehe, kann man Debian 12 bereits jetzt auf das neue Format umstellen.
Wie gehe ich da am besten vor?
Danke schon mal.
Hallo @Nyxxos,
man kann Debian 12 bereits jetzt auf das neue Format umstellen – man muss es aber nicht.
Hier eine kurze Anleitung dazu:
Ab APT-Version 2.7 geht das Ganze relativ einfach mit Hilfe des kleinen Tools modernize-sources.
Leider ist bislang in Debian 12 nur Version: apt 2.6.1 (amd64) verfügbar. Feststellen lässt sich das
mit der Eingabe von:
apt --version
im Terminal.
Deshalb wähle ich den manuellen Weg…
1. Backup der bestehenden Quellen:
sudo cp /etc/apt/sources.list /etc/apt/sources.list.bak
2. Neue Datei im Deb822-Format anlegen:
sudo nano /etc/apt/sources.list.d/debian.sources
3. Füge nachfolgendes ein – mit aktivierten Backports –
sollen Backports nicht aktiviert werden, die letzten beide Blöcke löschen:
Types: deb
URIs: http://deb.debian.org/debian/
Suites: bookworm
Components: main non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb-src
URIs: http://deb.debian.org/debian/
Suites: bookworm
Components: main non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb
URIs: http://security.debian.org/debian-security
Suites: bookworm-security
Components: main non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb-src
URIs: http://security.debian.org/debian-security
Suites: bookworm-security
Components: main non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb
URIs: http://deb.debian.org/debian/
Suites: bookworm-updates
Components: main non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb-src
URIs: http://deb.debian.org/debian/
Suites: bookworm-updates
Components: main non-free-firmware
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb
URIs: http://deb.debian.org/debian/
Suites: bookworm-backports
Components: main contrib non-free
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
Types: deb-src
URIs: http://deb.debian.org/debian/
Suites: bookworm-backports
Components: main contrib non-free
Signed-By: /usr/share/keyrings/debian-archive-keyring.gpg
Enabled: yes
4. Alte Quellen deaktivieren:
sudo mv /etc/apt/sources.list /etc/apt/sources.list.disabled
5. Das Ganze jetzt testen mit:
sudo apt update
Mit [strg+O] speichern, mit [Enter] bestätigen und den Nano-Editor mit [strg+X] beenden.
Es sollte keine Fehlermeldung erscheinen.
Die Quellen wurden nun erfolgreich auf das Deb822-Format umgestellt.