Kaum ein anderes Thema erhitzt seit Bekanntwerden der geplanten Einführung von Recall in der IT-Welt die Gemüter.
Microsoft Recall ist eine neue KI-gestützte Funktion für Windows 11, die derzeit in der Entwicklung ist und äusserst kontrovers diskutiert wird.
Funktionsweise
Recall ist im Wesentlichen ein „fotografisches Gedächtnis“ für Windows-PC’s:
– Es erstellt alle paar Sekunden Screenshots des Bildschirms, wenn sich der Inhalt ausreichend geändert hat
– Die Screenshots werden analysiert und in einer durchsuchbaren Zeitleiste gespeichert
– Mithilfe von KI und Texterkennung (OCR) wird der Inhalt der Screenshots erfasst und indiziert
Über die Suchfunktion erhält der Anwender Antworten in Form von Links zu Apps, Websites oder Dokumenten sowie eine Miniaturansicht des Screens. Dieser wird in dem Moment aufgenommen, in dem sich der User das angeforderte Element zuletzt angesehen hat. Recall fertigt hierfür alle fünf Sekunden einen Screenshot an, der zentral auf dem PC gespeichert wird. Eine Hintergrund-Analyse der aufgenommenen Bilder findet mithilfe von KI statt, aus der alle Informationen extrahiert und in einer Datenbank für eine KI-gestützte Suche gespeichert werden.
Recall speichert alle sensiblen Daten wie etwa medizinische Diagnosen, passwortgeschützte Sitzungen, Kontoauszüge, private Fotos und Dokumente, usw. an einem zentralen Ort auf dem PC. Inwieweit Dritte darauf Zugriff erhalten ist unklar – die Sicherheit der Verschlüsselung wird in Frage gestellt. Nicht zuletzt deshalb ist dieses Vorhaben datenschutzrechtlich sehr umstritten.
Zweck
Der von Microsoft angegebene Zweck von Recall ist es, Nutzern zu ermöglichen:
– Computeraktivitäten rückblickend zu durchsuchen
– Benötigte Inhalte effizient wiederzufinden
– Den Verlauf über Monate hinweg zu speichern und zu durchsuchen
Datenschutzbedenken
Recall steht – wie vor bereits beschrieben – stark in der Kritik, vor allem aus Datenschutzgründen:
– Es speichert potenziell sehr sensible Daten zentral auf dem PC
– Bei einem Angriff oder Malware-Infektion könnten alle aufgezeichneten Aktivitäten kompromittiert werden
– Die Sicherheit der Verschlüsselung wurde in Frage gestellt
Reaktion von Microsoft
Als Reaktion auf die Kritik hat Microsoft einige Änderungen angekündigt:
– Recall soll nicht mehr standardmäßig aktiviert sein
– Windows Hello und ein „Proof of Presence“ werden für den Zugriff benötigt
– Der Suchindex und Screenshots sollen verschlüsselt werden
– Bestimmte sensible Daten (z.B. Passwörter, Kreditkartennummern) sollen nicht erfasst werden
Aktueller Status
Der ursprünglich für Mitte Juni 2024 geplante Start wurde verschoben. Microsoft überarbeitet die Funktionen aufgrund der Kritik. Es ist noch unklar, wann und in welcher Form Recall tatsächlich eingeführt wird.
Abschließende Anmerkung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Recall im Prinzip eine innovative, aber hefig umstrittene Funktion ist. Microsoft – aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken stark unter Druck geraten – überarbeitet derzeit das Vorhaben.
Es bleibt ein unangenehmer Beigeschmack – Gut dass es Linux gibt… (!)
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