Xfce ist weiterhin primär eine GTK3-Desktopumgebung, während GTK4 spannende Fragen für ihre technische, gestalterische und strategische Zukunft aufwirft. Diese Spannung zwischen bewährter Stabilität und moderner Toolkit‑Entwicklung macht das Thema besonders interessant für alle, die Xfce als klassischen, anpassbaren Desktop schätzen.

Rückblick: Xfce und GTK

Xfce hat historisch lange gebraucht, um von GTK2 auf GTK3 zu wechseln, was die grundsätzliche Vorsicht des Projekts gegenüber großen Toolkit‑Sprüngen gut illustriert. Die aktuelle Generation rund um Xfce 4.18 und 4.20 basiert konsequent auf GTK3, während die Entwickler parallel vor allem an Wayland‑Unterstützung und an der neuen Bibliothek libxfce4windowing arbeiten, um das Fenstermanagement zukunftssicher zu machen.

Was GTK4 attraktiv erscheinen lässt

GTK4 bringt ein modernisiertes Rendering‑Modell mit besserer Hardwarebeschleunigung, flüssigeren Animationen und einer engeren Verzahnung mit Wayland, was für einen Desktop wie Xfce technisch sehr verlockend wirkt. Gleichzeitig empfinden manche Entwickler die API von GTK4 in bestimmten Bereichen als klarer und zeitgemäßer, etwa beim Entwurf komplexer Oberflächen oder beim Umgang mit benutzerdefinierten Widgets, was langfristig die Wartbarkeit verbessern könnte.

Stolpersteine für einen GTK4‑Port

Genau diese Modernisierung hat jedoch ihren Preis, denn GTK4 reduziert die traditionellen Theming‑Möglichkeiten deutlich und folgt stärker einer vorgegebenen Designsprache, die eng mit libadwaita und dem GNOME‑Ökosystem verbunden ist. Xfce definiert sich demgegenüber durch hohe Anpassbarkeit, ein klassisches Desktop‑Paradigma und leichtgewichtige Komponenten, sodass die Beschneidung der Theming‑Freiheit und die stärkere Vorgabe visueller Konventionen im direkten Widerspruch zu vielen Erwartungen der Xfce‑Nutzerschaft stehen.

Debatten in der Community

In der Community werden deshalb verschiedene Zukunftsszenarien diskutiert, etwa ein längerfristiges Festhalten an GTK3, ein möglicher Wechsel zu einem anderen Toolkit wie Qt oder eine koordinierte GTK4‑Strategie gemeinsam mit Projekten wie MATE oder Cinnamon. Gleichzeitig tauchen immer wieder Überlegungen zu einem Fork von GTK3 oder zu einer stärker theming‑freundlichen GTK4‑Variante auf, was zeigt, wie groß die Unzufriedenheit mit der aktuellen GTK‑Themingpolitik in Teilen der klassischen Desktop‑Community ist.

Ein möglicher Weg für Xfce

Vor diesem Hintergrund wirkt es realistisch, dass Xfce mittelfristig weiter auf GTK3 setzt, zunächst die Wayland‑Integration stabilisiert und erst danach einen möglichen GTK4‑Port ernsthaft in Betracht zieht. Erfolgreich wäre ein solcher Schritt dann, wenn es Xfce gelingt, die technischen Vorteile von GTK4 – etwa das moderne Rendering und die enge Wayland‑Anbindung – zu nutzen, ohne die eigene Identität als schlanker, klassischer und stark anpassbarer Desktop aufzugeben, der vielen Nutzern gerade als Gegenentwurf zu stärker reglementierten Oberflächen gilt.

Persönliches Fazit

Als jemand, der Xfce seit Jahren schätzt, fühlt sich GTK4 für mich wie ein Versprechen mit eingebautem Risiko an. Die Aussicht auf ein flüssigeres, moderneres und besser an Wayland angepasstes Desktop-Erlebnis ist verlockend, aber nicht um den Preis der Freiheit, meinen Desktop wirklich nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Solange GTK4 stärker in eine bestimmte Designsprache gedrückt wird, bin ich froh, dass Xfce noch auf GTK3 setzt, stabil bleibt und mir genau das bietet, was ich an einem klassischen, schlanken und anpassbaren Desktop so schätze – und wenn der Schritt zu GTK4 kommt, dann hoffentlich zu Bedingungen, die diesen Charakter nicht opfern.

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